Seite erstellt am 18.08.1998
Seite aktualisiert am
27.03.2017
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Gesundheitsmanagement in der Privaten Krankenversicherung
Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst MPH
(auch erschienen in Report Psychologie 8/2002)
Die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen treffen auch die Privaten
Krankenversicherungen. Ursachen dieser Kostensteigerungen liegen teils im
System, teils bei den Behandlern und teils bei den Nutzern, also den
Patienten. Daher ändert sich die Rolle der Krankenversicherungen, die nicht
mehr nur Rechnungen begleichen, sondern zunehmend auch den Prozess der
gesundheitlichen Versorgung ihrer Kunden beeinflussen wollen. Dazu gibt es
verschiedene Möglichkeiten, z. B. Aufklärung und Information, Disease- und
Case-Management-Programme, Präventionsaktionen, die hier am Beispiel des
Gesundheitsmanagements einer Privaten Krankenversicherung dargestellt
werden. Dieses interessante Berufsfeld sollte von Psychologen aktiv mit
gestaltet werden.
Fast täglich lesen wir zur Zeit in der Presse über die Kostensteigerungen
im Gesundheitswesen und es wird heftig diskutiert, ob und wie man diesen
Anstieg aufhalten kann. Der Ausgabenanstieg wird allerdings weniger
erschreckend, wenn man die Kosten nicht nur in DM, sondern auch als
Prozentsatz des Bruttosozialprodukts betrachtet. Relativ gesehen ist der
Ausgabenanteil für Gesundheitskosten in Deutschland längst nicht so stark
gewachsen, wie die absoluten Zahlen glauben machen. Als Ergebnis des,
durchaus in der Methodik umstrittenen, WHO-Reports zu Kosten und Leistungen
der Gesundheitssysteme lässt sich festhalten: Bei den Gesundheitsausgaben
liegt Deutschland weltweit mit an der Spitze, bei den Leistungen liegen wir
mit Platz 25 eher im Mittelfeld.
Innerhalb Deutschlands gibt es regionale Unterschiede bei den
Gesundheitskosten, die sich nicht ohne weiteres erklären lassen und die
darauf hinweisen, dass durchaus noch Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung
im Gesundheitswesen vorhanden sind. Beispiele gibt es bei den
Arzneimittelkosten und den stationären Verweildauern,
Was verursacht nun diese Kostensteigerungen? Es ist bekannt, dass eine
zunehmend ältere und damit auch kränkere Bevölkerung (Zunahme der
chronischen Erkrankungen) und ein immer noch steigender medizinischer
Versorgungsstandard auf der Ausgabenseite und ein demografisches
Ungleichgewicht auf der Einnahmeseite für die Entwicklung vorwiegend
verantwortlich sind.
Es gibt aber immer noch Kosten steigernde Faktoren, die im Verhalten des
einzelnen Akteurs im Gesundheitswesen begründet liegen. So gibt es im
Verhalten der niedergelassenen Ärzte einige Fehlannahmen und
Verhaltensweisen, die eher Kosten treibend wirken. So wissen nur wenige
Ärzte, dass sie mit ihren Maßnahmen nur einen geringen Anteil der
Gesundheitskosten (ca. 18 %) direkt verursachen und dass der wesentliche
größere Anteil der Kosten (ca. 68 %) indirekt veranlasst wird, z. B. durch
Rezepte, Heil- und Hilfsmittel, stationäre Einweisungen usw. Weiterhin ist
die Annahme bei den Ärzten noch sehr verbreitet (55 %), dass die Patienten
die Praxis nur dann zufrieden verlassen (und deshalb auch wiederkommen
werden), wenn sie ein Rezept mitnehmen können. Das trifft aber nur auf 20 %
der Patienten zu! (Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 26, 2000, S. 1796)
Auch die Privaten Krankenversicherungen sind von den überall beobachteten
Kostensteigerungen im Gesundheitswesen betroffen. In letzter Zeit lassen
sich sogar Kostenverlagerungen von der Gesetzlichen in die Private
Krankenversicherung hinein beobachten: Offensichtlich wird nun mehr Geld an
den Privatpatienten verdient, um die Begrenzungen durch die Budgets in der
Gesetzlichen Krankenversicherung wieder auszugleichen.
Auch bei den Patienten lohnt es sich, die Ausgabenseite genauer zu
betrachten. Meist ist es eine recht kleine Gruppe von Patienten, die aber
den Großteil der Ausgaben verursacht. Für das Jahr 2001 wurde die
Ausgabenverteilung auf die Patientengruppen in der HanseMerkur
Krankenversicherung untersucht. Die Krankheitskosten der ca. ein Drittel
aller Kunden, die in diesem Jahr Rechnungen eingereicht hatten, verteilten
sich sehr ungleichmäßig:
Die Ursache für diese Verteilung liegt sicherlich darin, dass die wenigen
schweren Krankheitsfälle sehr viel höhere Kosten verursachen als eine große
Anzahl von Bagatellerkrankungen. Besonders im letzten Lebensjahr sind sehr
hohe Ausgaben zu beobachten, meist bei Krebspatienten.
Auch das individuelle Verhalten der Versicherungskunden kann aber die
Ausgabenseite beeinflussen:
- Zu wenig eigene Aktivität zur Erhaltung der Gesundheit,
- zu geringe Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen,
- "Versicherten-Mentalität", mangelndes Kostenbewusstsein,
- Doctor-Shopping,
- Einwilligung in unnötige Behandlung oder Diagnostik.
Ziele einer Privaten Krankenversicherung
Aus den o. g. Fakten zur Ursache von Kostensteigerungen lassen sich zwei
Schlussfolgerungen ableiten:
- Die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Deutschland ist trotz
großen finanziellen Aufwands nicht optimal. Es kommt sowohl zu Über- als
auch zu Unterversorgung.
- Es gibt auf verschiedenen Ebenen Handlungsmöglichkeiten, um die
gesundheitliche Versorgung und das Kosten-Nutzen-Verhältnis im
Gesundheitswesen zu optimieren.
Angesichts dieser Tatsachen hat sich auch die beschriebene
Krankenversicherung Ziele für den Anfang 2000 neu geschaffenen Bereich
Gesundheitsmanagement gesetzt.
- Optimierung der medizinischen Versorgung für die Versicherten
- Keine weitere Erhöhung der Schadenquote
- Erhöhung des Serviceangebots und Verbesserung des Images
- Schaffung einer Grundlage für die Differenzierung am Markt.
Das Hauptziel ist jedoch, sich vom reinen Leistungserstatter, der
lediglich Rechnungen reguliert, zu einem kompetenten Berater in Sachen
Gesundheit zu wandeln. Dies bedarf allerdings einigen Aufwands, um auch die
Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass sie mehr von ihrer
Krankenversicherung erwarten dürfen, als sie dies bislang kannten.
"Die Gesundheitsprofis"
Um die Ziele in die Realität umzusetzen, wurden unter dem Projektnamen
"Die Gesundheitsprofis" verschiedene Angebote für die Kunden eingeführt. So
steht jetzt eine Servicepalette zur Verfügung, die unter anderem aus einem
Gesundheitstelefon, einem Gesundheitsportal im Internet, Case- und
Disease-Management-Programmen sowie Präventions- und Informationsangeboten
besteht.
Gesundheitstelefon
Die Kunden der Krankenversicherung haben die Möglichkeit, zum Ortstarif
ein Gesundheitstelefon anzurufen, um ihre gesundheitlichen Fragen zu
besprechen. Von 8 bis 20 Uhr ist dieser Service erreichbar. Für die Beratung
stehen 130 medizinische Fachleute aus den Berufsgruppen: Fachärzte
verschiedener Fachrichtungen, Apotheker, Zahnärzte und medizinische
Assistenzberufe zur Verfügung. Die Krankenversicherung bietet dieses Angebot
über ein sehr renommiertes medizinisches Call-Center an.
Das Informationsangebot ist sehr breit gefächert. Es reicht von relativ
einfachen Auskünften bis hin zu fachärztlichen Zweitmeinungen. Bei Bedarf
wird auch begleitendes Informationsmaterial zugesandt. Die Leistungen des
Gesundheitstelefons umfassen zum Beispiel:
- Adressen von Ärzten, Zahnärzten, Spezialisten und Notdiensten in der
gewünschten Region; von Krankenhäusern, Rehabilitations- und
Spezialkliniken; von Psychologen, Physiotherapeuten, Hebammen,
Pflegediensten und -einrichtungen sowie Selbsthilfegruppen,
- Auskunft über Impfungen, Reiseapotheke und sonstige Vorsichtsmaßnahmen
vor Reisen,
- Auskunft über Medikamente und deren Neben- und Wechselwirkungen,
- allgemeine Auskunft über Ursachen und Behandlungsalternativen
bestimmter Erkrankungen,
- Einholen einer fachlichen Zweitmeinung, bei schweren Erkrankungen
Auskunft über Behandlungs- und Operationsmöglichkeiten,
- Auskünfte zu Ernährungsfragen und Informationen zu
Vorsorgeuntersuchungen.
Der Vorteil dieses Angebots für die Kunden liegt auf der Hand: Sie können
eine neutrale Beratung oder Zweitmeinung auf höchstem Niveau für alle
gesundheitlichen Fragen erhalten. Die Beratung wird nur an den geltenden
medizinischen Standards ausgerichtet und nicht danach, wie ein Kunde
versichert ist. Wenn der Ratsuchende den Eindruck bekommen würde, dass die
Auskünfte in irgendeiner Form von Versicherungsinteressen beeinflusst sind,
würde dies die Akzeptanz des Gesundheitstelefons sicherlich sehr stark
beeinträchtigen. Deshalb wurde von Seiten der Versicherung Wert darauf
gelegt, die Informationen durch neutrale Fachleute erteilen zu lassen.
Und welchen Nutzen hat dann die Versicherung? Zum einen natürlich den
zusätzlichen Service. Für ein Kunden- und Serviceorientiertes Unternehmen
passt das Angebot eines Gesundheitstelefons sehr gut zur Corporate Identity.
Zudem erhofft man sich auch Effekte auf die Qualität der medizinischen
Versorgung und letztendlich auch auf die Kosten. Ein Kunde, der nach einem
Informationsgespräch am Gesundheitstelefon gleich den Facharzt der passenden
Fachrichtung für sein Gesundheitsproblem aufsucht und nicht erst lange
herumprobiert, spart Zeit und Mühe und auch die Versicherung kann bei den
Ausgaben sparen. Falls jemand schwer erkrankt ist, profitiert der Patient
davon, gleich in die richtige Spezialklinik zu kommen und dort bestmöglich
behandelt zu werden und auch die Versicherung hat einen Nutzen davon, nicht
die Rechnungen für unnötig lange Verweildauern und Behandlungen erstatten zu
müssen.
www.diegesundheitsprofis.de
Ende 2000 wurde ein eigenes umfassendes Gesundheitsportal unter dem
Domain-Namen "www.diegesundheitsprofis.de" in das Internet gestellt. Zur
Zeit unterhält kein anderes PKV-Unternehmen ein vergleichbares Angebot in
Umfang und Tiefe der Information. Die Qualität des veröffentlichten Contenst
wird nach Discern-Kriterien überprüft. Jeder interessierte Internet-Surfer,
also nicht nur die Kunden der Versicherung kann hier auf über 11.000
Webseiten medizinische Auskünfte aller Art finden. Besonders interessant
sind z. B.:
- Arzt-, Therapeuten- und Kliniksuche inkl. Anfahrtskizze,
- "Pillen & Co.", der Beipackzettel online mit Informationen zu über
6.000 Medikamenten,
- Rubrik Gesundes Reisen mit allgemeinen und länderspezifischen
Informationen,
- komplette Rückenschule, mit Tests und Übungen per Video-Sequenzen,
- Roche-Medizin-Lexikon,
- Rubriken zu Wellness und Frauen und Gesundheit.
- Regelmäßig wird auch über interessante Neuigkeiten aus dem
Gesundheitsbereich berichtet.
Disease-Management
Seit Mitte 2001 läuft ein Pilotprojekt für ein
Disease-Management-Programm für Versicherte mit Diabetes. Das Programm
besteht aus einer strukturierten telefonischen und schriftlichen Betreuung
über ein ganzes Jahr hinweg. Die Teilnehmer erhalten den Gesundheitspass
Diabetes, in dem dann die Ergebnisse der regelmäßig durchgeführten
Vorsorgeuntersuchungen festgehalten werden. Begleitend dazu erhalten die
Kunden in verschiedenen Zusendungen schriftliches Informationsmaterial, das
die Inhalte einer Diabetes-Schulung enthält. Dazwischen werden die
Teilnehmer zu geeigneten Zeitpunkten von Diabetes-Experten angerufen. In den
Telefonaten werden die letzten medizinischen Werte aus dem Gesundheitspass,
die letzten Kapitel des Schulungsmaterials sowie individuelle Anliegen des
Kunden besprochen.
Die wichtigsten Ziele dieses Programms sind:
- adäquate medizinische Versorgung des Kunden
- Kundenzufriedenheit, Steigerung der Lebensqualität
- Kostenreduktion
Die Philosophie, die dem Programm zugrunde liegt, ist die des "Patient
Empowerments". Durch gezielte Information und Unterstützung bei
Vorsorgeaktivitäten soll der Kunde befähigt werden, zukünftig
eigenverantwortlich gut mit seiner Erkrankung umzugehen. Gerade beim
Diabetes als verhaltensabhängiger Krankheit bietet sich ein Ansatz an, der
den Patienten in die Lage versetzt, die Rolle des "Oberarztes" bei seiner
Behandlung einzunehmen.
Im Anschluss an die praktische Durchführung des Programms ist eine
Evaluation zu folgenden Bereichen vorgesehen:
- Veränderung der relevanten medizinischen Parameter
- Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung des Diabetes
- Lebensqualität
- Zufriedenheit mit dem Disease-Management-Programm
Case-Management
Viele Patienten, die als komplizierte und schwerwiegende Einzelfälle
gelten, klagen über die schlechte Kommunikation mit niedergelassenen und
Krankenhausärzten. Es kommt zu Doppeluntersuchungen oder der Betroffene
fühlt sich nicht ausreichend über die Erkrankung und die Behandlung
informiert.
Für diese Einzelfälle bietet die Krankenversicherung individuelle Beratung
und Betreuung an. So haben der Patient oder seine Angehörigen die
Möglichkeit, sich Diagnose, Behandlung und eventuelle
Behandlungsalternativen in Ruhe von einem weiteren Facharzt erklären zu
lassen. Bei Bedarf kann die gesamte medizinische und pflegerische Versorgung
in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten organisiert werden.
Prävention
Um nicht erst dann aktiv zu werden, wenn die Versicherten bereits an
einer Krankheit leiden, wurden vom Gesundheitsmanagement auch verschiedene
Präventionsangebote erprobt, die dann nach und nach in den Regelbetrieb
übergehen.
So wurden Kunden mit einem erhöhten Risiko an Diabetes zu erkranken
(Altersgruppe zwischen 40 und 75 Jahren), die längere Zeit nicht beim Arzt
gewesen waren, Harnzucker-Teststreifen und eine Informationsbroschüre
zugesandt. Damit sollten sie motiviert werden, zu Hause einen Selbsttest auf
Diabetes durchzuführen und ggf. bei auffälligen Ergebnissen den Arzt
aufzusuchen.
Einer weiteren Kundengruppe wurde ein Vorsorgescheck zugesandt, der zu
einer für den Versicherten kostenlosen Vorsorgeuntersuchung auf
Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen berechtigte. Auch hier wurden
vorher Kunden selektiert, bei denen ein erhöhtes Risiko bestand: Höheres
Alter und kein Arztbesuch innerhalb der letzten zwei Jahre. Einerseits ist
es für die Schadenquote einer Krankenversicherung natürlich günstig, wenn
die Versicherten keine medizinischen Leistungen in Anspruch nehmen.
Andererseits kann dies aber langfristig nachteilig sein, wenn die Kunden
deshalb die sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrnehmen. Erkrankungen
werden dann möglicherweise erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt.
Dies ist selbstverständlich ungünstig für den Betroffenen, aus finanzieller
Sicht aber auch nicht wünschenswert für die Versicherung, da dann meist
höhere Behandlungskosten anfallen.
Auch Angebote zur Tertiärprävention werden erprobt: Es fand eine
Asthma-Schulung für Versicherte mit dieser Erkrankung in den Räumen der
Versicherung statt. Durchgeführt wurde das Seminar von einer externen
Spezialistin, in diesem Fall vom Deutschen Allergie- und Asthmabund. Zwar
wurden die Inhalte der Schulung von den Teilnehmern mit Interesse
aufgenommen, dennoch wurde deutlich, dass eine gewisse Skepsis bestand. Ein
Angebot, das von der Krankenversicherung kommt wird auf dem Hintergrund der
Diskussion über Einsparungen und Rationierungen im Gesundheitswesen immer
mit dem Misstrauen betrachtet, dass möglicherweise nur ein
Einsparungsgedanke dahinter steht. Erst wenn diese Vorbehalte überwunden
werden können, lassen sich die Teilnehmer auch ganz auf das Angebot ein.
Gesundheitsmanagement - ein Berufsfeld für PsychologInnen?
Zur Zeit sind die PsychologInnen in diesem Berufsfeld noch eher die
Exoten. In den entsprechenden Stellenanzeigen von gesetzlichen oder privaten
Krankenversicherungen werden vorwiegend ÄrztInnen gesucht, manchmal auch mit
der Zusatzqualifikation in "Public Health". Dies ist aber nicht inhaltlich
zu begründen, sondern beruht eher auf der vorgefassten Meinung, dass
ÄrztInnen am besten geeignet sind, sich mit Gesundheitsfragen zu befassen.
Was dabei nicht berücksichtigt wird ist, dass auch immer
gesundheitspsychologisches Wissen nötig ist, um sinnvolle Konzepte und
geeignetes Informationsmaterial zu erstellen. Ein nur fachmedizinischer und
theoretischer Ansatz wird nicht genügen, um Angebote zu erstellen, die den
Adressaten wirklich erreichen und ihn zu Verhaltensänderungen motivieren
können.
Erst recht, wenn es dann um die praktische Umsetzung der Programme geht,
also um das Angebot von Beratungen, Seminaren und Schulungen, sollten
psychologische Erkenntnisse aus der Gesundheitsförderung und
Patientenschulung unbedingt berücksichtigt werden. Auch auf dem Hintergrund
der neuen gesetzlichen Regelungen, die die Einführung von
Disease-Management-Programmen in der gesetzlichen Krankenversicherung
fördern, ist es für die Berufsgruppe der PsychologInnen sinnvoll, sich in
den Diskussionsprozess an geeigneter Stelle mit einzubringen, um sicher zu
stellen, dass gesicherte Erkenntnisse in den Bereichen Gesundheitsförderung
und Patient Empowerment auch mit einfließen.
Zusammenfassung:
Angesichts der Ineffizienzen im Gesundheitswesen einerseits und dessen
Unübersichtlichkeit für den Patienten andererseits ist es sinnvoll, dass
auch Krankenversicherungen zur optimalen medizinischen Versorgung ihrer
Kunden beitragen. Die Krankenversicherungen sind dabei, Ressourcen und
Kompetenzen im Bereich Gesundheitsmanagement aufzubauen, insbesondere
angesichts der neuen gesetzlichen Regelungen zum Disease-Management bei den
Gesetzlichen Krankenversicherungen. Es werden bereits Angebote zur Beratung
und Unterstützung der Kunden in der Praxis umgesetzt, z. B. auch in Form von
Case- und Disease-Management-Programmen. Da diese Programme immer auf
Freiwilligkeit auf Seiten der teilnehmenden Patienten basieren, ist der
Einsatz von gesundheitspsychologischem Know-how hier wünschenswert und
notwendig, um Ansätze des Empowerment auch durch die Krankenversicherungen
verwirklichen zu können. Nur wenn der Kunde als informierter Patient im
Mittelpunkt steht und nicht kontrolliert und gegängelt wird, können Ansätze
des Gesundheitsmanagements erfolgreich sein.
Literatur:
GELDidee, Heft 24, 2000
msg systeme gmbh, Studie zu stationären Verweildauern, 2000
OECD Health Data 2001
Scharnhorst, J., Sudbrack, M., "Patientenberatung als Aufgabe der PKV",
DZV-dialog, Februar 2001
von Ferber, L.., Patienten erwarten nicht immer ein Rezept, Dt.
Ärzteblatt 97, Heft 26, 2000
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