| 
		  
          Seite erstellt am 18.08.1998 
          Seite aktualisiert am 
        27.03.2017 
      | 
	
 
Gesundheitsberatung / - coaching 
Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst MPH
Das Gesundheitswesen wird für den Einzelnen immer unübersichtlicher. Fast jedes 
Jahr gibt es neue Berufsbezeichnungen auf dem Gesundheitsmarkt. Gleichzeitig 
kennen viele nicht den richtigen Ansprechpartner, wenn sie gesundheitliche oder 
psychische Fragen oder Probleme haben. Unser Gesundheitssystem ist vorwiegend 
auf Kuration ausgerichtet. Prävention und der Umgang mit den stetig zunehmenden 
chronischen Krankheiten erfordern aber andere Herangehensweisen. Andererseits gibt es ein großes Interesse an gesundheitlichen Themen. 
Gesundheitsratgeber, gleich welcher Qualität, lassen sich immer gut verkaufen. 
Viele Menschen sind auch bereit, alternative Wege zu erproben, ohne über 
Qualitätsmaßstäbe zu verfügen, anhand derer sie unerprobte, fragwürdige Methoden 
von hilfreichen unterscheiden könnten. Neben dem Interesse an der eigenen 
Gesundheit und Fitness steigt auch der gesellschaftliche Druck auf jeden von 
uns, Verantwortung für die Gesundheit zu übernehmen und diese nicht ganz den 
sozialen Systemen zu überlassen.
 Leider sind nicht alle Menschen mit dem nötigen Wissen ausgestattet, um diese 
Verantwortlichkeit auch sinnvoll umsetzen zu können. Hier kommt der Gedanke des 
Empowerment ins Spiel. Es geht hierbei darum, durch Informationsvermittlung, 
Schulung, Ausprobieren von gesundheitsförderlichem Handeln, Menschen in die Lage 
zu bringen, selbst gesundheitsförderliches Handeln in ihr Leben zu integrieren. Die oben angeführten Gründe bilden den Hintergrund für das neue Berufsbild des 
Gesundheitsberaters, -trainers oder -coaches. Die Ärzte sind aus Zeitgründen 
schon lange nicht mehr in der Lage, diese Aufgabe auszufüllen. Daher gibt es 
inzwischen eine Reihe von Fortbildungsangeboten, die mehr oder minder fundiert 
zum Gesundheitsberater ausbilden. Psychologen mit Erfahrungen und Ausbildung in 
Gesundheitsförderung sind jedoch optimal geeignet, um Einzelpersonen oder 
Gruppen als persönlicher Gesundheitsberater zur Seite zu stehen.
 Üblicherweise verfügen Psychologen bereits über ein Fachwissen über 
Selbstmanagement-Techniken, Stress-Bewältigung, Entspannungsverfahren oder 
Methoden der Überwindung von Abhängigkeiten. Idealerweise sollten sie als 
Gesundheitsberater auch über Fachwissen im Bereich gesunde Ernährung, Bewegung 
und Grundlagen der chronischen Erkrankungen verfügen. Zumindest sollten sie aber 
mit einer Reihe von Experten zusammenarbeiten, an die sie bei diesen Fragen 
weiter verweisen könnten. Auch ein ärztlicher Check-up ist natürlich vor Beginn 
der Beratung sinnvoll. Der Gesundheitsberater könnte entweder Gruppen zu bestimmten Themen anbieten, z. 
B. Stressbewältigung. Er könnte aber auch mit Einzelpersonen ein individuelles 
Gesundheits-Programm entwerfen und begleiten. Es muss im Sinne einer 
Gesundheitsanamnese der aktuelle Status mit Gesundheitsressourcen und 
-belastungen erhoben werden. Das gesamte Umfeld des Klienten muss in die 
Betrachtung einbezogen werden. Dann muss gemeinsam mit dem Klienten eine 
Priorisierung der zu behandelnden Themen durchgeführt werden. Dies könnte 
beispielsweise der Einbau von mehr Bewegung in den Alltag oder das Aufgeben des 
Rauchens sein. Später können dann weitere Themen bearbeitet werden.  
Es müssen dann konkrete Schritte erarbeitet werden, mit denen der Klient seine 
selbst gesteckten Ziele nach und nach erreicht. Gemeinsam müssen Hindernisse 
erkannt und Mittel zu deren Überwindung entwickelt werden. Hier ist die 
Vermittlung von Selbstmanagement-Techniken besonders wichtig. Dies ist auch der 
entscheidende fachliche Vorteil, den Psychologen in der Gesundheitsberatung 
bieten können. Ein reine Ernährungsberatung konzentriert sich meist auf die 
Vermittlung von Wissen über gesunde Ernährung, hilft jedoch nicht bei der 
Umsetzung im Alltag.
 Je nach Bedarf kann so ein Gesundheitscoaching einmal wöchentlich oder auch in 
größeren Abständen stattfinden. Auch die Intensität, in der der 
Gesundheitsberater aktiv wird, kann variieren. Es kann durchaus sinnvoll sein, 
selbst mit dem Klienten joggen zu gehen oder zumindest einen persönlichen 
Trainer für ihn zu organisieren. Auch das Medium der Beratung kann wechseln. 
Neben persönlichen Treffen können natürlich auch telefonische, briefliche oder 
elektronische Kommunikation ein gesetzt werden. Von der Arbeitsweise unterscheidet sich das Gesundheitscoaching also nicht allzu 
sehr vom herkömmlichen berufsbezogenen Coaching. Allerdings ist das Themenfeld 
ein völlig anderes, so dass anderes Fachwissen und ein anderes Expertennetzwerk 
erforderlich sind. Bei beiden Themen ist aber in nächster Zeit mit einer 
steigenden Nachfrage zu rechnen. 
 
  |